Die gesunde Darmflora

Entwiklung der Darmflora

Bereits während des Geburtsvorgangs nimmt der Welpe Bakterien der mütterlichen Vaginal- und Darmflora auf. Weitere gute Bakterien gelangen über die Muttermilch und später auch über die Nahrung (sofern diese nicht erhitzt wurde) in den Darm und siedeln sich bei günstigen Umgebungsbedingungen dort an. Nach ein paar Monaten hat der Hund dann seinen ganz individuellen Grundpool an Mikroorganismen aufgebaut, der ihn sein Leben lang begleitet. Wie sich dieser Grundpool weiter entwickelt ist in hohem Maß abhängig von der Fütterung und dem damit verbundenen Nahrungsangebot für die Mikroben. Abhängig von Nahrungsangebot und Umgebung (PH-Wert, Sauerstoffgehalt) können sich die einen Arten vermehren, während die Anderen weniger werden oder gar völlig verschwinden.

Aufgaben

Die Mikroben und hier insbesondere die Bakterien haben wichtige Funktionen für die Gesundheit des Hundes. Im Gegenzug bietet das Tier den Bakterien einen angenehmen Wohnort und Nahrung, sodass beide Seiten voneinander profitieren. Ein solches Win-Win Verhältnis nennt man „Symbiose“, weshalb für die Mikrobiomtherapie häufig auch der Begriff „Symbioselenkung“ verwendet wird. Zu den wichtigsten Aufgaben unserer Darmbakterien zählen:

  • Nährstoffversorgung: Unterstützung bei der Nährstoffaufnahme (Eisen, Magnesium und Kalzium) sowie Produktion von Vitaminen (K2,Biotin, Folsäure, B12).
  • Verdauung von unverdaulichen Nahrungsbestandteilen wie z.B. Ballaststoffen. Dabei entstehen unter anderem kurzkettige Fettsäuren, die der Darmschleimhaut als Energiequelle dienen.
  • Immunsytem: Verdrängung schlechter Mikroben durch Konkurrenz um Platz und Nahrung, Aktivierung von Immunzellen.
  • Darmbarriere: Die Darmbarriere, die den Übertritt schädlicher Substanzen von Darm ins Blut verhindert besteht nicht nur aus den Darmbakterien selbst, sondern auch aus der durch ihre Stoffwechselprodukte versorgten Darmschleimhaut sowie den von ihnen stimulierten Immunzellen.
  • Nervensystem: Regulation des darmeigenen Nervensystems  sowie Kommunikation mit dem Gehirn über die Mikrobiom-Hirn-Achse

Störungen der Darmflora

Ursachen

Der Grundstock für Störungen der Darmflora ("Dysbiose") wird oft schon in den ersten Lebensmonaten gelegt. Fehlt schon in diesem Alter die Vielfalt, kann es trotz eines gesundheitsförderlichen Lebensstils im Folgenden zu Problemen kommen, denn durch günstige Umgebungsbedingungen kann nur die Vermehrung der Mikroben gefördert werden, die auch vorhanden sind. Häufige Ursachen für Dysbiosen sind:

 

  • Ungünstige Darm- und Vaginalflora der Mutterhündin
  • Kaiserschnittgeburten und/oder fehlendes Säugen
  • Bakterienarme Ernährung (Fertigfutter)
  • Übertriebene Hygienemaßnahmen
  • Giftstoffe aus Nahrung und/oder Umwelt
  • Psychische Faktoren und Stress
  • Infektionen mit pathologischen Erregern
  • Infektionsherde im Maul/Zahnherde
  • Medikamente wie Magensäurehemmer, Cortison, Schmerzmittel und Bravecto
  • Wurmkuren und Antibiotika!!! Besonders problematisch in den ersten drei Lebensjahren.

Folgen

Entsprechend der oben genannten Aufgaben der Darmflora sind die Folgen einer Dysbiose nicht nur auf Beschwerden des Darms beschränkt sondern können auch den Nährstoffhaushalt, das Immunsystem, sowie Gehirn und Psyche betreffen.

  • Widerkehrende Infektionen des Darms mit Bakterien, Viren, Pilzen, Würmern oder Giardien
  • Durchfall, Verstopfungen, Blähungen, Bauchkrämpfe
  • Chronisch entzündliche Darmerkrankungen/IBD
  • Nährstoffmängel z.B. Vitamin K2 und B12 (äußern sich oft in Kot fressen).
  • Allergien und Unverträglichkeiten
  • Widerkehrende Atemwegsinfekte
  • Urogenitale und vaginale Infektionen (anatomische Nähe zum Darm)
  • Autoimmunerkrankungen
  • Psychische Auffälligkeiten

Darmfloraanalyse & Darmsanierung

Idealerweise wird eine Überprüfung und falls notwendig auch Sanierung der Darmflora zu vorbeugenden Zwecken schon bei der Mutterhündin vor oder während der Trächtigkeit und/oder Säugephase durchgeführt um den Welpen einen optimalen Start ins Leben zu ermöglichen. Insbesondere nach Kaiserschnittgeburten und/oder "Flaschenkindern" kann eine vorsorgliche Behandlung ebenfalls sinnvoll sein. Eine Behandlung mit Antibiotika und Wurmkuren sollte unabhängig vom Lebensalter immer mit speziellen mikrobiologischen Präparaten begleitet werden, um die Folgeschäden so gering wie möglich zu halten. Zu therapeutischen Zwecken werden Darmfloraanalysen durchgeführt, wenn Symptome oder Erkrankungen vorliegen, die auf eine Störung der Darmflora hinweisen (s. oben).

schritt 1 - Darmfloraanalyse

Der Darm ist ein komplexes Ökosystem. Für eine nachhaltige Behandlung muss dieses immer in der Gesamtheit betrachtet werden um die Zusammenhänge und Mechanismen zu verstehen. Die bloße Zufuhr blind ausgewählter Probiotika bringt selten dauerhafte Erfolge, da sich die Bakterien nur dann ansiedeln, wenn ihr Bestand im Darm stark reduziert ist und das Milieu für die jeweilige Spezies passend ist. Eine Darmflora-Analyse, die den individuellen Gesamtzustand des Darms wiederspiegelt, ist daher für eine gezielte Therapie unerlässlich. Zu diesem Zweck wird Stuhl in ein Labor geschickt und dort auf gute und schlechte Bakterien, den PH-Wert im Darm sowie Pilzbefall untersucht. Im Zusammenhang mit anderen im Stuhl bestimmten Parametern ergibt sich am Ende ein Gesamtbild, was wertvolle Hinweise auf Entzündungen und erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut, Fehlbesiedlungen des Dünndarms, Störungen der Nährstoffaufnahme oder des Darmimmunsystems liefern kann.

Schritt 2- Darmsanierung

Falls möglich sollten zuerst die auslösenden Faktoren (z.B. Sanierung von Zahnherden) beseitigt und im Anschluss dann die Umgebungsbedingungen für die erwünschten Darmbakterien verbessert werden. Dazu kann zunächst eine sanfte Entgiftung des Darms zum Beispiel durch Flohsamenschalen oder Zeolith  durchgeführt und falls nötog auch eine Ernährungsumstellung werden. Zusätzlich wird das Wachstum einzelner Bakterienstämme durch den gezielten Einsatz isolierter Ballaststoffe in Form von Präbiotika gefördert und/oder lebende Darmbakterien in Form individuell gewählter Probiotika zugeführt. Ergänzend verschreibe ich bei Bedarf Präparate zum Auffüllen von Nährstoffmängeln, zur Beruhigung der Darmschleimhaut oder dem Abtöten pathologischer Mikroorganismen.

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© Ganzheilt-Hunde - Inh. Katrin Neumann