Bereits während des Geburtsvorgangs nimmt der Welpe Bakterien der mütterlichen Vaginal- und Darmflora auf. Weitere gute Bakterien gelangen über die Muttermilch und später auch über die Nahrung (sofern diese nicht erhitzt wurde) in den Darm und siedeln sich bei günstigen Umgebungsbedingungen dort an. Nach ein paar Monaten hat der Hund dann seinen ganz individuellen Grundpool an Mikroorganismen aufgebaut, der ihn sein Leben lang begleitet. Wie sich dieser Grundpool weiter entwickelt ist in hohem Maß abhängig von der Fütterung und dem damit verbundenen Nahrungsangebot für die Mikroben. Abhängig von Nahrungsangebot und Umgebung (PH-Wert, Sauerstoffgehalt) können sich die einen Arten vermehren, während die Anderen weniger werden oder gar völlig verschwinden.
Die Mikroben und hier insbesondere die Bakterien haben wichtige Funktionen für die Gesundheit des Hundes. Im Gegenzug bietet das Tier den Bakterien einen angenehmen Wohnort und Nahrung, sodass beide Seiten voneinander profitieren. Ein solches Win-Win Verhältnis nennt man „Symbiose“, weshalb für die Mikrobiomtherapie häufig auch der Begriff „Symbioselenkung“ verwendet wird. Zu den wichtigsten Aufgaben unserer Darmbakterien zählen:
Der Grundstock für Störungen der Darmflora ("Dysbiose") wird oft schon in den ersten Lebensmonaten gelegt. Fehlt schon in diesem Alter die Vielfalt, kann es trotz eines gesundheitsförderlichen Lebensstils im Folgenden zu Problemen kommen, denn durch günstige Umgebungsbedingungen kann nur die Vermehrung der Mikroben gefördert werden, die auch vorhanden sind. Häufige Ursachen für Dysbiosen sind:
Entsprechend der oben genannten Aufgaben der Darmflora sind die Folgen einer Dysbiose nicht nur auf Beschwerden des Darms beschränkt sondern können auch den Nährstoffhaushalt, das Immunsystem, sowie Gehirn und Psyche betreffen.
Der Darm ist ein komplexes Ökosystem. Für eine nachhaltige Behandlung muss dieses immer in der Gesamtheit betrachtet werden um die Zusammenhänge und Mechanismen zu verstehen. Die bloße Zufuhr blind ausgewählter Probiotika bringt selten dauerhafte Erfolge, da sich die Bakterien nur dann ansiedeln, wenn ihr Bestand im Darm stark reduziert ist und das Milieu für die jeweilige Spezies passend ist. Eine Darmflora-Analyse, die den individuellen Gesamtzustand des Darms wiederspiegelt, ist daher für eine gezielte Therapie unerlässlich. Zu diesem Zweck wird Stuhl in ein Labor geschickt und dort auf gute und schlechte Bakterien, den PH-Wert im Darm sowie Pilzbefall untersucht. Im Zusammenhang mit anderen im Stuhl bestimmten Parametern ergibt sich am Ende ein Gesamtbild, was wertvolle Hinweise auf Entzündungen und erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut, Fehlbesiedlungen des Dünndarms, Störungen der Nährstoffaufnahme oder des Darmimmunsystems liefern kann.
Falls möglich sollten zuerst die auslösenden Faktoren (z.B. Sanierung von Zahnherden) beseitigt und im Anschluss dann die Umgebungsbedingungen für die erwünschten Darmbakterien verbessert werden. Dazu kann zunächst eine sanfte Entgiftung des Darms zum Beispiel durch Flohsamenschalen oder Zeolith durchgeführt und falls nötog auch eine Ernährungsumstellung werden. Zusätzlich wird das Wachstum einzelner Bakterienstämme durch den gezielten Einsatz isolierter Ballaststoffe in Form von Präbiotika gefördert und/oder lebende Darmbakterien in Form individuell gewählter Probiotika zugeführt. Ergänzend verschreibe ich bei Bedarf Präparate zum Auffüllen von Nährstoffmängeln, zur Beruhigung der Darmschleimhaut oder dem Abtöten pathologischer Mikroorganismen.